Diese beiden Begriffe werden oft als Synonym gebraucht. Oder eben auch missbraucht. Das größte Kompliment, das man einem Ethno-Lokal machen kann, ist, seine Authentizität zu betonen. Doch wenn gleichzeitig im Fernsehen eine Tiefkühlpizza mit dem Spruch „Schmeckt wie beim Italiener“ beworben wird, sehen wir, dass es mit der Authentizität nicht allzu weit her ist.
Bei den meisten Thai-Lokalen in unserem Land sind wir übrigens ganz froh, dass es nicht genauso wie in Thailand schmeckt, sondern besser und vielleicht nicht ganz so scharf. Der Original „US-Burger“ ist genauso eine Schimäre wie authentisches Sushi. Es schmeckt halt besser, wenn man sich einbilden kann, man habe das Original. Das Prinzip war schon den alten Römern bekannt: Der Mensch will betrogen werden!
Man soll seinen Gästen kein X für ein U vormachen – auch das eine Redewendung aus dem alten Rom. In Wien bedeutet das: Ein original Wiener Schnitzel muss vom Kalb sein – alles andere wäre Betrug. Schließlich kostet Kalbfleisch ja auch mehr als Schweinefleisch. Der Wirt sollte also schon sagen, welches Fleisch er verwendet.
Was aber, wenn das Original nicht authentisch ist? Geschätzte 80 Prozent der Wiener Schnitzel, die in Wien von den Wienern gegessen werden, sind eigentlich gar keine, weil vom Schwein. Was soll sich ein Tourist denken, wenn er darauf besteht, ein „echtes“ Wiener Schnitzel zu bekommen, aber rund um ihn herum alle Einheimischen ein „falsches“ essen?
Kalb oder Schwein ist also keine Glaubensfrage, sondern eine des Geschmacks. Pute und Huhn darf man auch panieren, ein Wiener Schnitzel wird es trotzdem nie. Auf keinen Fall sollten Wirte so weit gehen, „irgendwas“ als Wiener Schnitzel zu verkaufen. Wir erinnern uns an Falco im Jahr 1993: „A Wiener Schnitzel? Gib eahm a Wachauerlaberl mit zehn Deka Polnische. Danke, das macht hundert. Schilling, ned Dollar.“ Der Schmäh war zwar original wienerisch, aber dann doch die Spur zu tief
Viel Spaß beim Lesen!
IhrLust&Leben-Team
themen
kontakt