MIT NULL AUF HUNDERT
Text: Roland Graf // Fotos: beigestellt

Stiegl’s Sport Weisse: Erfrischend spritzig und fein-würzig präsentiert sich der alkoholfreie, isotonische Durstlöscher malzaromatisch mit einer feinen Säure. Die Wintersaison 2025 zeigte, dass das Potenzial alkoholfreier Biere noch lange nicht ausgereizt ist.
Man hätte 2020 mit Vasja Golar wetten sollen. „Wenn uns vor fünf Jahren jemand gefragt hätte, ob wir je ein alkoholfreies Bier trinken würden, hätten wir nur gelächelt und gesagt: kein Alkohol, kein Bier!“ Fünf Jahre später gibt es „Woo“ – gebraut von Golar in Bad Radkersburg. Dass seine Craft-Beer-Manufaktur „Bevog“ heute auch Gebrautes ohne Alkohol anbietet, hat vor allem einen Grund: „In letzter Zeit wird immer mehr Aufwand in die Erforschung dieses Stils gesteckt.“ Diese Möglichkeiten wollte man nicht den großen Brauern allein überlassen. Vor allem spricht Brauer Golar damit den wesentlichsten Punkt an, warum alkoholfreies Bier dem gehypten „Wein ohne Promille“ turmhoch überlegen ist.
Nicht schlimm: Maltose-Intoleranz
Denn der ist nicht neu. Seit über 100 Jahren wird Wein schon entalkoholisiert. Doch wer sich durch das Angebot kostet, stellt schnell fest: Da fehlt was! Im besten Falle nur der „Körper“, im schlechtesten jeder weinähnliche Geschmack. Der Grund liegt in der Technik. Denn im Wesentlichen liegt allen Anlagen (von denen Österreich übrigens nicht eine besitzt!) nur ein Prinzip zugrunde: Der vorhandene Alkohol wird dem Wein entzogen. Ihn gar nicht erst entstehen zu lassen ist nicht möglich. Es sei denn, man arbeitet mit Gerste statt Trauben.
„Maltose-intolerante“ Hefestämme haben dem Brauen von alkoholfreiem Bier einen echten Innovationsschub verliehen. Sie erzeugen Gärung, aber keine alkoholische. Vor allem aber lassen sich beim alkoholfreien Bier mittlerweile unterschiedliche Technologien verbinden. Der altbekannte Gärstopper, den etwa „Clausthaler“ seit 1979 eingesetzt hat, ist immer noch dabei.
Doch sein Hauptproblem, den merklichen Restzucker (der ja nicht zu Alkohol vergoren wurde), hat man heute im Griff. Etwa durch zusätzlichen Hopfen, der mit Bitternoten dagegenarbeitet. Wenn etwa bei „Lava Bräu“, einem weiteren Kleinbrauer, der 2024 sein erstes alkoholfreies Bier vorlegte, „Dreiklang vom Biohopfen“ am Label steht, kennt sich der Fachmann aus. Oder zumindest hat er eine Idee, wie man hier für Geschmack sorgt, der einem Vollbier nicht nachsteht. Denn auch wenn Verfahren kombiniert werden, um Körper und Geschmack trotz Alkoholverlust zu bieten, hütet jeder Brauer sein Rezept eifersüchtig. Hopfensorte oder Hefestämme sind in der aktuellen Marktsituation echte Betriebsgeheimnisse. Denn Österreich kommt allmählich auf den Geschmack.
„Der Winter war für uns super“, formuliert es etwa „Murauer“-Vorstand Josef Rieberer, als die Rede auf das alkoholfreie Sortiment der steirischen Genossenschaftsbrauerei kommt.
Die “Hoibe” für die Halfpipe Während früher eine verkorkste Sommersaison oder Großereignisse wie eine Fußball-WM über den Jahresumsatz entscheiden konnten, zählt beim alkoholfreien Bier die Wintersport-Saison zu den Gradmessern. Denn mittlerweile sei es keine Seltenheit, dass neben der Leitung für das klassische Bier auf Skihütten auch ein alkoholfreier Zapfhahn installiert werde, berichtet Vorstand Rieberer von Fassbier-Lieferungen ohne Promille „Murauer“ hatte bereits 1998 eine alkoholfreie Rezeptur entwickelt. Vor fünf Jahren startete man damit erneut durch. Mit nur 55 Kilokalorien pro „Halbe“ hat man den klassischen Brauerzeugnissen damit einiges voraus. Doch diesen Winter scheint das jüngere „Alkfreie“ besonders beliebt zu sein. Der Außendienst belieferte steirische „Après Ski“-Locations wie den „Eagle“ am Kreischberg oder „Grossa Almstadl“ im Lachtal mit alkoholfreiem Kristallweizen aus Murau. Wer zwischen den „Obstacles” klaren Kopf bewahren will, greift offenbar gerne zum Weizenbier.
Denn ganz ohne Partygetränk geht es bei den Freestylern nicht ab. Egal, woher diese kommen. Denn dass man es in Österreich plötzlich „ganz ohne“ mag, hat auch mit dem starken Tourismus aus Deutschland zu tun. Dort wurde 1972 mit dem „Aubi“ – eine Abkürzung für Autofahrer-Bier – in der „volkseigenen“ DDR-Brauerei Engelhardt das alkoholfreie Bier geboren. Braumeister Ulrich Wappler wandte die lange bekannte Umkehrosmose auf ein Pils an, dem er so den Alkohol entzog. Heute stehen bei unseren Nachbarn mehr als 800 (!) nach dem Reinheitsgebot gebraute Marken ohne Promille zu Verfügung. Auch die Nachfrage bei den Konsumenten ist Weltspitze: Ein Marktanteil von acht Prozent ist unerreicht und übertrifft auch den EU-Schnitt (fünf Prozent der Bier-Käufe) deutlich. „Kein anderes Segment der Brauwirtschaft hat in den letzten zehn Jahren so stark zugelegt wie alkoholfreie Biere und alkoholfreie Biermischgetränke“, kommentiert Holger Eichele vom Deutschen Brauer-Bund die Entwicklung.
Extremes Aufholpotenzial
Seine Prognose – bald werde jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein – hören Österreichs Brauereien gerne. Denn traditionell ist Österreichs Bier-Durst größer als der Deutschlands, doch bei „alkoholfrei“ steht man hierzulande gerade bei 3,3 Prozent. „Alkoholfreie Getränke sind ein absolutes Muss – besonders in den Skigebieten“, bekräftigt auch Niki Riegler, Eigentümer der Privatbrauerei Hirt. „Immer mehr Gäste schätzen echten Geschmack, ohne Alkohol. Mit dem Hirter ‚Freigeist‘ bieten wir genau das“, formuliert es der Brauherr. Egal ob Turracher Höhe, Nassfeld oder Gerlitzen, auch die Skihütten Kärntens brauchen 2025 mehr alkoholfreie Getränke. Wobei „Hirter“ zusätzlich eine Erfindung aus den 1970er-Jahren zugutekommt. Das malzig-nussige „Malzmandl“ gilt als Limonade, ist aber ein fester Bestandteil der Kärntner Getränkekultur.
Dass das Ende des Booms noch nicht erreicht ist, sieht auch Spezialhändler Clemens Kainradl so. Der Biersommelier-Staatsmeister (2014) versorgt mit „Bierfracht“ die Gastronomie mit heimischen und internationalen Manufakturbieren.
„Die Nachfrage steigt aus meiner Sicht laufend, aber nicht explosiv. Wir haben eher ein stetiges Wachstum, das sich sicher noch eine Weile fortsetzen wird.“ Er selbst führt vor allem recht trockene Varianten, vorrangig hopfengeprägte Stile von Brauereien wie Crak, Jopen, Basqueland, Zichovec oder Frau Gruber. Konkret sind es meist ungefilterte („hazy“) Pale Ales oder India Pale Ales. Der Vorteil dabei: „Diese Biere dürfen weit aromatischer sein als ein Märzen oder Helles der großen Brauereien.“ Damit tun sich diese promillefreien Abfüllungen „leichter, ein bisschen Spannung zu erzeugen“.
“Alkoholfrei” oder echte 0,0?
Zufrieden mit dem „alkoholfreien“ Winter ist man auch in Zell am See. Philipp Posch hat in der „Areitalm“ drei Bier-Alternativen von „Stiegl“ am Start: „Unsere Gäste trinken beim Mittagessen gerne einen guten Schluck Bier. Und weil es danach meist zurück auf die Skipiste geht, greifen mittlerweile viele zu alkoholfreien Bieren“. Besonders stark nachgefragt sei der „Radler“ mit 0,0%, „aber auch die alkoholfreie ‚Sport-Weisse‘ und das ‚Freibier‘ kommen sehr gut an“. Letzteres ist – so eigenartig das klingen mag – die Hardcore-Abteilung der alkoholfreien Biere.
Vor vier Jahren entwickelte Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl in Salzburg ein Bier, das nicht nur alkoholfrei war (dafür reicht es unter 0,5 % vol. zu sein), sondern wirklich 0,0 % aufweist. „Um unser alkoholfreies Produkt weiterzuentwickeln, haben wir 2021 in eine neue, hochmoderne Anlage investiert, die es uns ermöglicht, durch innovative Technologie absolut alkoholfreie Biere und Biermischgetränke herzustellen. Und weil bei Stiegl Qualität bei Biergenuss immer im Vordergrund steht, haben wir in den vergangenen Wochen erneut an der Rezeptur gefeilt und präsentieren aktuell unser Stiegl 0,0 alkoholfrei mit einer neuen, verfeinerten Rezeptur auf den Markt bringen – für vollen Geschmack und 100 % Biergenuss bei 0,0 % Alkohol!“
Hopfenzartes für das Pairing
Statt den Verzicht auf den Geschmacksträger Alkohol zu unterstreichen, kehrt man bei Österreichs größter Privatbrauerei einen Vorzug des alkoholfreien Biers für den (Winter-)Sport hervor. „Das perfekte Elektrolytgetränk“ enthält B-Vitamine sowie wertvolle Spurenelemente wie Magnesium, Kalium und Calcium. Braumeister Pöpperls Speise-Empfehlung umfasst Cremesuppen, helles Fleisch und milden Käse. Die Betonung von „hell“ und „mild“ verweist auf die einzige Achillesferse der wachsenden Kategorie. „Als Speisebegleiter im klassischen Sinn, also mit einer abgestimmten Intensität, sind die Biere natürlich schwierig“, analysiert Biersommelier-Staatsmeister a.D. Clemens Kainradl. Zu zart würden sie im Vergleich zur alkoholischen Variante wirken. Doch als „elegante Biere zum Dazu-Genießen machen sie viel Freude“, rät Kainradl zu Alkoholfreiem mit Balance und gekonnten Hopfeneinsatz. Und den hat man dem Wein sowieso voraus!

Chefbraumeister Christian Pöpperl: Das neue Stiegl 0,0% sorgt mit verfeinerter Rezeptur “ganz klar” für noch mehr alkoholfreien Biergenuss.
Immer mehr Gäste schätzen echten Geschmack, ohne Alkohol, bekräftigt Niki Riegler, Privatbrauerei Hirt.
Mitdem Hirter ‚Freigeist‘ bieten wir genau das“, formuliert es der Brauherr.
Vorrangig hopfengeprägte Stile von Brauereien wie Crak, Jopen, Basqueland, Zichovec oder Frau Gruber, führt die Bierfracht von Clemens Kainradl.
Budweiser Budvar Nealko
Alkoholfreies Bier hat am österreichischen Markt die Sorten Pils und Weizenbier der heimischen Brauer längst überholt und wächst als einzige Kategorie Jahr für Jahr. Mit dabei auch das “Budvar Nealko”, die alkoholfreie Alternative zum beliebten original Lager.
Für Gäste, die gerade auf Alkohol verzichten, muss ja der Biergeschmack nicht auf der Strecke bleiben, und eingeschenkt am Tisch stehend gibt es keinen optischen Unterschied zum original Lager. Mit einem Nealko sitzt man auch am Stammtisch ohne Vorurteile mittendrin und ist bei der Stimmung voll dabei.
Weiters liegt das Nealko mit 16 kcal /100 ml im untersten Bereich bei den Energiewerten für alkoholfreie Biere. Also, da geht doch eines!