TRUTH & DARE IN NYC
Text: Roland Graf; Fotos: Andrew Ye

Mit dem Overstory Team in Manhattan: David Kranabitl (li.) und Dominik Möller (re.) Foto: Andrew Ye
Die erste Gastschicht einer deutschsprachigen Bar in New York? Bis zuletzt recherchierte Moritz Niederstrasser, selbst ehemaliger Bartender („Plattenladen“, „Rosewood“), ob das aufs Auswärtsspiel der „Truth & Dare“ zutrifft. Es würde die Geschichte, an der auch Rémy-Martin und sein österreichischer Importeur Top Spirits mitwirkten, für den Niederstrasser werkt, natürlich noch glamouröser machen. Doch das braucht es gar nicht. Die Fakten beeindrucken auch so: Einen Winter-Abend lang übernahmen die Wiener die aktuelle Nummer 15 der „World’s 50 Best Bars“-Liste.
Vier Austro-Postkarten in flüssig
Es brauchte daher auch nur wenige Tage, um nach einem „Overstory“-Posting die beiden Seatings zu je 30 Plätzen komplett zu füllen. Darunter kamen mit Gregory J. Buda („Bisou Bisou“) und Kollegen aus dem „Dead Rabbit“ auch einige Bartender, um den „Austrians“ auf den Rührlöffel zu schauen. Und auch Landsmann Kurt Gutenbrunner vertauschte sein Restaurant „Wallsé“ für einen Sonntagabend mit dem Art Déco-Tower in Lower Manhattan
Die vier servierten Drinks hatten dabei eine doppelte Aufgabe: Die Twists auf Klassiker zu zeigen, die die dreimalige „Beste Bar Österreich“ bei den MIXOLOGY-Bar Awards so gerne pflegt. Und das im besten Falle auch mit Zutaten aus der Alpenrepublik. So wurde der „Sidecar“ mit Mirabellen versehen, den gerührten „Blood and Sand“ wiederum hat man mit Vogelbeer-Bitter seiner Kirschensüße beraubt.
Cocktail-Folge und Mindestpreise
Beim „Everyday a Saturday“ handelte es sich sogar um eine Amerika-Premiere. Denn der Metaxa-Drink mit Kaffee-Cordial und Portwein stellte eine Drink-Kategorie dar, die Möller/Kranbitl ansonsten gar nicht so schätzen. Es ist ein Milk Punch, der allerdings ohne Zitrussäure auskommt, „die Weinsäure des Port reicht zum Klären aus“. Sie ergibt aber auch ein nahezu sahniges Mundgefühl, das man – um keine Amerikaner zu verprellen – gleich einmal mit laktosefreiem Obers erzeugt hat. Dieser cremige Short-Drink war bei etlichen New Yorkern der erklärte Liebling, wobei in der Umfrage unter den rund 60 Gästen alle vier Cocktails Zuspruch fanden. Zudem bildete das Quartett auch eine Art Menü, das mit einem Highball mit Pandan-Sirup eröffnet wurde
Die Cocktails selbst wurden um 25 Dollar angeboten, „das ist aktuell das Preislevel in New York“, so das Wiener Duo. Allerdings kämen dazu noch Steuer und Trinkgeld. Interessant auch: Es gibt in der Bar eine Mindestkonsumation von 75 Dollar, die in der von Harrison Ginsberg geführten „Overstory“ vor allem in der Sommersaison Touristen fernhalten soll. Denn dann ist auch die Terrasse mit ihrer zweiten Bar geöffnet. Und dieser Ausblick hat seine Fans. Aber auch seinen Preis.
Eingehen auf die NYC-Spezifika
Die Kosten-Schwelle stellte nicht den einzigen Lernpunkt beim „Big Apple“-Trip dar. Auffällig für die Gäste aus Europa war auch, „dass man sich hier weitgehend die „Nerdereien“ spart“, wie es David Kranabitl nennt. Statt Fachsimpeleien über Zubereitungen und Techniken würden dem Gast gegenüber lediglich die Zutaten eines Drinks erwähnt. Einen weiteren Hinweis auf deutliche nationale Unterschiede der angeblich durch-standardisierten Bar-Welt kannte man bereits vor dem Gastspiel. Als mehrfache Besucher der Stadt, die niemals schläft, wussten David und Dominik Bescheid über deren ausgeprägte Vorliebe für trockene Cocktails: „Mit 3 cl brauchst du da nicht hingehen“, wurde etwa schon der Highball stärker dosiert, als man dies daheim in der Schönlaterngasse tun würde
Unaufgeregt lief hingegen die Vorbereitung. Zumindest ab jenem Zeitpunkt, als klar war, dass die acht Liter Flüssigkeit im Gepäck der „Truth & Dare“-Mannschaft unbeschadet durch den Zoll gekommen waren. Bereits geklärter Milk Punch und die Cordials kamen dann vor Ort mit den Rémy-Spirituosen zusammen. Was sich sogar als Vorteil erwies, nicht nur, da man von lokalen Zutaten unabhängig war: „Der frische Metaxa gab dem „Every Day a Saturday“ sogar mehr Kante“, fiel Möller positiv auf, „das verträgt die Süße dieses Cocktails auch gut“.
„Kings of Gastschicht“ machen weiter
Ein simples Excel-Sheet mit den Anforderungen an Gläser und Eis reichte also für die Kommunikation mit dem „Overstory“-Team. Das eigentliche Prepping war von den Gästen in 45 Minuten bereits erledigt. Ganz im Einklang mit dem Gastschicht-Credo der Österreicher: „Die Bar soll so gut wie keinen Aufwand mit uns haben“. Daraus wird auch wichtigste Tipp von Kranabitl und Möller für alle Kollegen, wenn es um Gastschichten geht: „Mach es der Gastgeber-Bar so einfach wie möglich“!
Wer glaubt, dass dieser Höhepunkt der Bar-Takeovers das vorerst letzte „Auswärtsspiel“ war, täuscht sich übrigens. Gleich nach unserem Gespräch packte erneut ein Duo die Koffer: Alexandra Hochegger und Michael „Forsti“ Forstenlehner bringen den Wiener Geist nach Albanien. Frei nach dem – nicht mit Dominik verwandten – Andreas Möller: Tirana oder New York, Hauptsache „Truth & Dare“!


Pure Freude: Die Cocktails gab es um 25 Dollar. Allerdings ohne Steuer und Trinkgeld.
Das Truth & Dare Duo reiste mit Premium-Marken wie Rémy Martin, Cointreau, Mount Gay Rum, Bruichladdich Whisky und The Botanist Gin. Marken aus dem Portfolio von Top Spirit.
Zurück in Wien feiert die Bar ihr 5er- Jubiläum. Am 23. Februar gratulieren Freunde:
Eileen von Aswegen (ehem. Suderman Bar, Köln).
Markus Basset (Beaufort Bar, London).
Benjamin Ebenbauer (Ruby Bar, Kopenhagen)
Gregory Buda (Bar Bisou Bisou, Montreal)
23. Februar – wer zuerst kommt, mahlt zuerst – keine Reservierungen. Dare to dare yourself!