20ER JUBEL

HERR ÜBER FLEISCH UND WEIN

Mit dem Einstieg beim Rotweinpionier Uwe Schiefer am Eisenberg sind die Farbenspiele der Domaines Kilger komplett. Doch das kulinarische Engagement des Münchner Unternehmers Hans Kilger ist wesentlich breiter gefächert, wie er in seinem unlängst erworbenen Restaurant Jaglhof berichtet.

Wolfgang Schedelberger // Fotos: Michael Otto

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»Wir wollen zeigen, dass auch Roséwein groß sein kann«

– HANS KILGER –

Zuerst kommt ein feiner Rosé- Sekt aus der Weststeiermark zu Tisch. Unglaublich, wie elegant sich der mitunter als „Rabiatperle“ abgestempelte Blaue Wildbacher zeigen kann. Für den Wein ist Christian Reiterer aus Eibiswald verantwortlich, versektet wurde er am Weingut Harkamp. Das Ganze ist vor drei Jahren geschehen, der Sekt hatte also reichlich Zeit, sich zu entwickeln. Das Etikett trägt den Namen Domaines Kilger, was seinen Namensgeber Hans Kilger sichtlich stolz macht. Danach kosten wir noch die stillen Roséweine aus der Weststeiermark und die Sauvignon Blancs aus der Südsteiermark, wo Kilger unter anderem eine Top-Lage am Kranachberg erworben hat. Zuletzt kommen die von Uwe Schiefer vinifizierten Rotweine ins Glas. Dazu serviert man uns perfekt gereiftes Bison-Fleisch, das von Zwei-Hauben-Koch Markus Meichenitsch in Form von drei verschiedenen Gerichten – roh, geschmort und kurz gebraten – zubereitet wurde. Die Bisonherde grast in Rumänien und gehört ebenfalls zu den Besitzungen des umtriebigen Münchner Unternehmers.

Manche Dinge brauchen Zeit

Einen Gutteil seines Vermögens hat der Wirtschaftsprüfer Hans Kilger in den 1990er-Jahren an der Börse gemacht – auch mit kurzfristigen Risiko-Geschäften. Doch mit zunehmendem Alter vertraute er lieber sichereren und dauerhafteren Anlagen. Also hat er zum einen schrittweise seine Kanzlei vergrößert und sich zum anderen auch vermehrt im Immobiliengeschäft engagiert. Gleichzeitig hat der bekennende Genussmensch erkannt, dass man mit Geld auch bleibende Werte schaffen kann, die vielen Menschen Freude bereiten. Sein erstes diesbezügliches Investment war ein riesiges Landgut in Siebenbürgen, auf dem sich heute eine stattliche Bisonherde tummelt. Seit ein paar Jahren vergnügen sich dort auch rund 300 Wasserbüffel.

„Ich habe Rumänien schon vor vielen Jahren über einen Jagdfreund kennengelernt und mich in dieses wunderbare und vielfach unterschätzte Land verliebt. Als sich die Gelegenheit ergab, in der Nähe von Klausenburg (Cluj-Napoca) ein 27 km2 großes Landgut zu erstehen, habe ich zugeschlagen, wenngleich das natürlich kein Investment war, das hohe Renditen abwirft. Nachdem wir unsere frei lebende Bisonherde über viele Jahre aufgebaut haben, können wir jetzt jährlich rund 80 Bisons schlachten und verarbeiten, was natürlich bei weitem nicht kostendeckend ist. Aber darum geht es mir dabei ja auch nicht“, meint Kilger.

Die Bisonherde in Siebenbürgen hat alle Freiheiten der Welt.

Foto: Kilger

Gute Menschen, gute Böden, gute Produkte

„Ich esse gerne Fleisch, aber die moderne Form der Massentierhaltung lehne ich grundsätzlich ab. Also will ich mit meinen Bisons und Wasserbüffeln Alternativen aufzeigen. Wenn wir mit den Tieren respektvoll umgehen, spricht nichts dagegen, auch ab und zu Fleisch zu essen. In meinen Restaurants kann man das“, erklärt Kilger.

Die Bisons und Wasserbüffel werden in Rumänien geschlachtet und kommen dann im Kühltransport nach Eibiswald, wo sie in einer eigenen Fleischerei zerlegt und weiterverarbeitet werden. Aus den weniger „edlen“ Teilen werden Schinken, Würste und Pasteten gemacht. Die zum Braten und Schmoren geeigneten Stücke werden in eigenen Kühlräumen gereift und dann an die Gastronomie verkauft. Weil die Mengen jedoch sehr gering sind, ist Kilger selbst sein bester Kunde. Zum einen bezieht Markus Meichenitsch im Jaglhof liebend gerne Bisonfleisch, und auch in Kilgers Gasthaus Hasenwend in Eibiswald können Gäste diese außergewöhnlichen Fleischspezialitäten genießen. Zum anderen ist Kilger auch an zwei Restaurants in München beteiligt – weitere sollen folgen. Und dann gibt es noch den Genussraum in Leutschach und den Genusshof in Kitzeck sowie die Verkaufsstellen in Eibiswald und Gasselsdorf. Und auch in München hat Kilger einen Genussladen in der Nähe des Münchner Viktualienmarktes, wo man Weine und Fleisch beziehen kann. Natürlich ist auch der Online-Vertrieb ein großes Thema, doch den will Kilger Schritt für Schritt aufbauen.

„Um im Internet wahrgenommen zu werden, muss man laut schreien, und das ist nicht mein Ding. Wir produzieren hochwertige Produkte mit Herkunft. Dahinter stehen außergewöhnliche Menschen, die mit Herz und Seele dafür arbeiten. Deshalb will ich, dass sich Genießer Zeit nehmen und sich mit unseren Produkten beschäftigen – am besten natürlich in einem unserer Restaurants in München oder hier in der Steiermark. Wenn man die Produkte dann kennt und schätzt, ist ein Online-Shop ein wunderbares Instrument, um zu bestellen“, erzählt der Genuss-Entrepreneur.

Wahlsteirer mit Weinsinn

Noch vor ein paar Jahren war die Steiermark für Hans Kilger ein weißer Fleck auf der Landkarte. Eine Flasche Sauvignon Zieregg von Manfred Tement, die er bei einem Abendessen im Hotel Kempinski in Berchtesgaden zum ersten Mal kostete, erweckte sein nachhaltiges Interesse. Ein Jahr darauf begleitete er einen Freund zu einem Weingutsbesuch bei Tement. Nicht nur die Weine, auch die Menschen und Landschaft begeisterten ihn. Also beschloss er, sich ein kleines Refugium für den Sommer zuzulegen. Die Liegenschaft in Feisternitz bei Eibiswald umfasste auch einen Weingarten, der von Christian Reiterer bewirtschaftet wurde. Die beiden verlängerten die Pacht, und als sich die Gelegenheit ergab, einen attraktiven Weingarten in der Nähe zu erwerben, beschloss Kilger 2015, mit der Gründung der Domaines Kilger ernsthaft ins Weingeschäft einzusteigen.

„Am Anfang war es eine Spielerei, die sich aus der geographischen Nähe ergab, aber wenn man dann richtig Geld in die Hand nimmt, soll es sich zumindest langfristig lohnen. Ich bin von der Qualität der steirischen Weine überzeugt und glaube, dass sie in Deutschland unter ihrem Wert geschlagen werden. Um dort dauerhafte Verkaufserfolge zu haben, will ich sie unter der Marke Domaines Kilger vermarkten“, umreißt Kilger seine Strategie. Dass er die Produkte unter seinem eigenen Namen verkauft, hat weniger mit Eitelkeit, sondern mehr mit der Vertriebsstrategie zu tun. „Wir wollen ohne Vertriebspartner und Zwischenhändler auskommen und Gastronomen sowie Genießer direkt beliefern. Dafür braucht es eine starke, eigenständige Marke. Das erfordert etwas mehr Zeit, aber bei unseren Top-Weinen und Sekten ist es ja so, dass sie im Kühllager nicht schlechter, sondern im Gegenteil noch besser werden“, sagt Kilger.

Rotwein vom Eisenberg

Auch optisch wissen die Weine der Domaine Kilger zu gefallen

Weil sich die Lagen rund um Eibiswald vor allem für den Blauen Wildbacher und weniger für Sauvignon Blanc eignen, hat Kilger noch weitere Weingärten in der Südsteiermark gekauft. Außerdem ist er vergangenes Jahr bei Uwe Schiefer eingestiegen, der einen Teil seiner Rotweine für den deutschen Markt seit heuer unter der Marke Domaines Kilger füllt. „Junge, fruchtbetonte Weine interessieren mich weniger. Erst nach ein paar Jahren zeigt ein guter Wein, was wirklich in ihm steckt. Bis zu einem gewissen Grad gilt das sogar für die Roséweine, insbesondere jedoch für die Lagenweine – weiß wie rot. Damit Weine ihre spezielle Lage ausdrücken können, brauchen die Rebstöcke natürlich ein gewisses Alter. Mir ist bewusst, dass ich den Höhepunkt mancher Weine aus Weingärten, die wir jetzt auspflanzen, wohl nicht mehr erleben werde. Aber darum geht es ja auch nicht, wenn man etwas Dauerhaftes schaffen will“, wagt Kilger einen weiten Blick in die Zukunft. Entscheidend ist für ihn, dass die Projekte auch über sein persönliches Engagement hinaus Früchte tragen. „Ich kann nicht überall gleichzeitig sein und will auch nicht mehr dauernd im Auto oder im Flugzeug sitzen. Meine Rolle ist es auch nicht, als ‚Kontrollor‘ in meinen Betrieben nach dem Rechten zu sehen. Vielmehr sehe ich mich als Coach, der Teams aufbaut, in denen die Schlüsselspieler zur Höchstform auflaufen und sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können“, fasst Kilger seinen Führungsstil als Genuss-Entrepreneur zusammen.

Küchenchef Markus Meichenitsch kocht im Jaglhof auf solidem 2-Hauben-Niveau

Das Auge isst bekanntlich immer mit.

Adressen

KILGERS JAGLHOF

8462 Gamlitz
Sernau 25
Steiermark, Österreich

KILGERS AM NASCHMARKT

Stand 975/C8
1060 Wien
Österreich