Halloween scheint das traditionelle Allerheiligen endgültig verdrängt zu haben. Kein Wunder. Es lässt sich ja auch mehr Geschäft mit lustigen Verkleidungen zu machen, als mit einem besinnlichen Friedhofbesuch. Irgendwie hat es die Kirche verschlafen, Allerheiligen so wie Weihnachten oder Ostern mit gesellschaftlichen Ritualen zu verknüpfen. In Mexiko ist das anders, wo man am „Diá de muertos“ die Verstorbenen am Friedhof besucht und ein Gläschen auf sie erhebt. Es finden richtig gehende Volksfest statt, bei denen den Verstorbenen gedacht wird. Darum ging es ursprünglich auch bei Halloween, als es noch ein Volksbrauch im katholischen Irland war. Über den Umweg der USA ist es bei uns als urbanes Kommerz-Phänomen aufgetaucht.
Rituale zu erfinden oder wiederzubeleben, bei denen wir den Toten gedenken, ohne dabei in einen tristen November-Blues zu verfallen, wäre eine ehrenwerte gesellschaftliche Aufgabe. Eine Woche vor Allerheiligen ist mit Dietrich Mateschitz einer der erfolgreichsten österreichischen Unternehmer verstorben, der viel für den Sport und die Gastronomie gemacht hat. Einen Tag darauf hat sein Formel-I Rennstall mit einem Sieg von Max Verstappen die Konstrukteurs-WM gewonnen. Bei der Siegerehrung hat man Mateschitz würdevoll gedacht, aber ganz in seinem Sinn auch gefeiert.
Nichts währt ewig. Das zeigt auch ein aktueller Blick auf die Wiener Hotellerie. Viele Marken verabschieden sich, Häuser sperren zu oder machen unter neuen Betreibern mit neuen Marken wieder auf. Das ist der Lauf der Dinge und sorgt für Innovation und Weiterentwicklung. Ein würdiges Andenken, an jene, die vor uns segensreich gewirkt haben, ist eine gute Motivation, selbst anzupacken und die beschränkte Lebenszeit, die jeder einzelne von uns auf diesen Planeten zu Verfügung hat, bewusst zu nutzen. Wir haben also gar keine Zeit, für einen tristen November-Blues.
Viel Spaß beim Lesen! Ihr Lust&Leben-Team
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