DAS ZWEITE ELEMENT

H2O – so nüchtern wie die chemische Formel für unser wichtigstes Lebensmittel – so geheimnisvoll ist das Element Wasser per se.

Text: Redaktion / Erika Leitinger

Wasser ist der Urstoff allen Lebens – das ist einer der Fakten – und ohne Wasser können wir nicht überleben. Auch das ist naheliegend und für jeden nachvollziehbar. Der erwachsene Mensch besteht zu 70 Prozent aus Wasser, jeden Tag fließt es literweise durch unseren Körper und sorgt dafür, dass alle Körperfunktionen aufrecht erhalten werden.

Medizinisch gesehen, hilft Wasser Giftstoffe und Stoffwechselprodukte abzutransportieren, leistet einen wichtigen Beitrag zum Energiehaushalt und bewahrt den Körper davor auszutrocknen. Bis zu zwei Liter sollte man täglich zu sich nehmen, so die landläufige Empfehlung. Knapp einen Liter beziehen wir dabei aus der Nahrung, der andere Teil muss durch Trinken zugeführt werden.

Nimmt man zu wenig Flüssigkeit zu sich, verdickt sich das Blut, Konzentration und Kreislauf werden schwächer und man fühlt sich müde und energielos. Ob viel Wasser trinken zudem schön macht, ist wohl eher einer der Mythen, die sich um das kostbare Lebenselixier ranken.

Welches Wasser man konsumieren soll, darüber scheiden sich die Geister, denn alles, was nicht genau erforscht ist, lässt Raum für Interpretation. Was für die einen Esoterik ist, ist für die anderen Lebensqualität. „Normales“ Leitungswasser, wie es bei uns aus dem Hahn kommt, ist manchen nicht gut genug. Sie sind von der positiven Wirkung von Mineral- oder energetisiertem Wasser überzeugt. Eine verbreitete Ansicht ist, dass sogenanntes belebtes Wasser wie Granderwasser besser sei als normales bzw. totes Wasser. Wissenschaftlich bewiesen ist das bis heute nicht.

Bei belebtem Wasser geht man davon aus, dass Wasser Informationen speichern und übertragen kann. Leitungswasser, so die Annahme, verliere durch lange Transportwege und damit verbundene Umwelteinflüsse wie Funk- und Radiowellen seine ursprüngliche Lebendigkeit. Durch die „Wasserbelebung“ wird diese wieder aufgebaut und die Selbstreinigungskraft des Wassers erhöht. Das sei durch den Einsatz von Informationswasser in speziellen Geräten aus reinem Edelstahl möglich, das laut Grander in der Lage sei, eine hohe Ordnung auf unbelebtes Wasser zu übertragen, ohne selbst mit diesem in Berührung zu kommen. Wissenschaftlich erwiesen sind die positiven Effekte nicht, Anwender und Konsumenten von Granderwasser sehen aber viele Vorteile.

Besser aus der Flasche?

Gesundheit, Fitness und Energie. Das versprechen die unzähligen Mineralwässer, die es mittlerweile in verschiedensten Varianten zu kaufen gibt. Ob still, mild oder prickelnd. Durch das effektive Marketing der Getränkehersteller greifen immer mehr Konsumenten zu Wasser aus der Flasche. Das mag praktisch sein, Sinn macht es laut Untersuchungen u. a. von Konsumtenschutzvereinen nicht wirklich. Denn unser Trinkwasser in Österreich ist bedenkenlos trinkbar und enthält ebenso wichtige Spurenelemente und Mineralstoffe wie andere Wässer.

Ob ein Mehr an Mineralstoffen oder eine spezielle Zusammensetzung davon gesünder ist, wie es viele Hersteller kommunizieren, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Einzig Heilwässer können als Naturheilmittel eingesetzt werden, diese benötigen aber in Österreich und Deutschland eine staatliche Zulassung. Die Stiftung Warentest in Deutschland hat 2015 von 20 getesteten Mineralwässern nur sechs als „einwandfrei“ eingestuft. Zudem kann sich der erhöhte Konsum von zu viel Mineralstoffen auch negativ auf den Körper auswirken. Nicht zu vernachlässigen – der Nebeneffekt für die Umwelt durch die hohen Mengen an Plastikflaschen.

Quasi genau das Gegenteil von Mineralwasser ist demineralisiertes Wasser. Dabei werden dem Wasser durch Ionentausch alle gelösten Inhaltsstoffe wie Salze entzogen und man erhält reines Wasser, wie es die Formel H2O beschreibt, das in der Natur jedoch so nicht vorkommt. Ganz genau ist die Wirkung nicht erforscht, deshalb sollte man sich genau erkundigen, ob der Genuss für den Einzelnen verträglich ist, bei Kleinkindern ist jedenfalls Vorsicht geboten.

Weitere Wässer sind Osmosewasser aus Umkehrosmose-Anlagen, die mit hohem Druck und einer Membran funktionieren, um die Salze zu eliminieren, Basenwasser mit verändertem pH-Wert oder destilliertes Wasser, dessen Erzeugung sehr aufwändig ist. Der Vorteil von Osmosewasser liegt angeblich darin, dass man alle schädlichen Stoffe aus dem Wasser filtern könne, was bei der Trinkwasseraufbereitung nicht der Fall ist. Zudem wird der pH-Wert gesenkt, und das Wasser ist gesünder. Die Vorteile sind ähnlich wie die bei Granderwasser – und ebenso nicht erwiesen.

Rein ins Glas

Das gilt nur in wenigen Ländern der Welt. Zum Glück ist die Gewinnung von sauberem Trinkwasser in Österreich relativ einfach, das Wasser stammt aus natürlichen Grund- und Quellvorkommen. Zum Beispiel ist das Salzburger Wasser so rein, dass es zu 90 Prozent unbehandelt aus der Leitung fließt, also weder aufbereitet noch desinfiziert werden muss. 10 Prozent kommen aus kleinen Quellen und Quellgruppen und werden mit UV-Licht desinfiziert. Das Trinkwasser in Salzburg hat durchschnittlich zwischen sieben und zehn Grad und ist rund einen Tag alt. Ohne zusätzlichen Energieaufwand kommt es im freien Gefälle vom Hochbehälter in die Haushalte.

Trinkwasser beinhaltet nicht nur verschiedenste Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium und Natrium, sondern auch natürliche Mikro- organismen, die jedoch keine Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Generell muss Trinkwasser laut Gesetz frei von gelösten Fest- stoffen, Mikroorganismen und giftigen Chemikalien sein. Gerade das sei aber nicht immer der Fall, so eine Meinung.

Trinkwasser, das aus der Wasserleitung kommt, beinhalte schädliche Rückstände, die gesetzlichen Vorschriften würden zu kurz greifen. Als Beispiele werden genannt: Blei in veralteten Wasserrohren, Rückstände von Arzneimitteln, die sich im Grundwasser sammeln, oder sonstige Umweltgifte. Ganz unberechtigt sind diese Bedenken nicht, in unserer industrialisierten Welt aber wohl kaum vermeidbar. Dennoch sollte man bei alten Rohren Wasser lieber ein paar Minuten laufen lassen, damit das in der Leitung abgestandene Wasser abläuft.

Das Fazit lautet also: Sauberes, frisches Trinkwasser ist in Österreich immer noch die günstigste und natürlichste Methode, den Durst zu stillen. Alles andere bleibt jedem selbst überlassen.

Am 22. März wird wieder der Weltwassertag gefeiert. Dieses Jahr steht er unter dem Motto “Leveraging Water for Peace”, was frei übersetzt “Wasser für Frieden” bedeutet. 

EIN WISSENSCHAFTLICHES PHÄNOMEN

Wasser gilt in der Wissenschaft als eines der faszinierendsten Elemente. So kommt es als einzige Substanz in drei Aggregatzuständen vor: flüssig, fest und gasförmig. Trotz jahr- hundertelanger Forschung sind viele Bereiche wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Man kennt zwar die Tatsachen, aber nicht die Ur- sachen dafür. Zahlreiche Anomalien stellen die Wissenschaft immer wieder vor neue Rätsel, bis zu 40 Abweichungen gibt es inzwischen, wo Wasser sich nicht so verhält, wie es eigent- lich sollte. Zum Beispiel liegt der Schmelz- und der Siedepunkt mit 100 °C ungewöhnlich hoch. Nach den Prinzipien der Physik sollte Wasser schon bei 80 Grad gasförmig werden. Tut es aber nicht.

Ein weiteres Phänomen ist die Dichte: Normalerweise nimmt Dichte zu, wenn Stoffe abkühlen, da die Moleküle zusammenrücken und das Volumen geringer wird. Nicht so bei Wasser: Dort nimmt die Dichte bis plus vier Grad zu und dehnt sich dann wieder aus. Ein Grund, warum Eis auf dem Wasser schwimmt. Interessant auch die Entdeckung, dass heißes Wasser schneller gefriert, als kaltes. Bekannt ist dieser Umstand bereits seit Aristoteles, wirklich erklärbar allerdings bis heute nicht.

Wasser-Mythen

Über die Wirkung von Trinkwasser gibt es viele Mythen. „Lust und Leben“ hat sieben davon genauer unter die Lupe genommen:

1. MAN SOLLTE BIS ZU DREI LITER TÄGLICH TRINKEN
Stimmt nicht, im Normalfall reichen 1,5 Liter am Tag. Denn auch in der Nahrung ist Flüssigkeit enthalten. Nur bei großer Anstren- gung oder Hitze sollte man mehr trinken, um den vermehrten Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

2. MAN KANN NICHT ZU VIEL TRINKEN
Doch, und damit schadet man seiner Gesundheit. Zu viel Wasser kann das Verhältnis von Salzen und Wasser aus dem Gleichgewicht bringen. Das kann zu Kreislaufproblemen und sogar bis zu Koma und Tod führen. Sogenannte Wasservergiftungen sind jedoch selten.

3. KALTES TRINKEN KÃœHLT VON INNEN
Auch wenn man bei Hitze gerne eiskaltes Wasser trinkt, besser ist es, Wasser nahe der Körpertemperatur zu wählen. Denn kalte Getränke werden automatisch im Körper erwärmt, das aktiviert den Stoffwechsel und man schwitzt noch mehr.

4. WASSER ZU KAFFEE MUSS SEIN
Nein, entgegen der verbreiteten Meinung führt Kaffee nicht zu verstärktem Flüssigkeitsverlust. Aber sinnvoll ist es trotzdem, denn durch Wasser kann die verstärkte Produktion von Magensäure gemildert werden.

5. KEIN WASSER ZU OBST
Stimmt nicht, Omas Weisheit stammt aus Zeiten, in denen die Trinkwasserqualität einfach schlechter war als heute. Gemeinsam mit dem Obst konnte das im Magen zu einem unerwünschten Gärungsprozess führen.

6. WER ZU WENIG TRINKT, BEKOMMT FALTEN
Wenn es nur so einfach wäre. Aber leider entstehen Falten eben durch das Älterwerden. Durch viel trinken kann man den natürli- chen Kollagenabbau nicht aufhalten.

7. WASSER STEIGERT DIE LEISTUNGSFÄHIGKEIT
Wer viel leistet – ob körperlich oder geistig – sollte genug trinken. Bereits zwei Prozent weniger Flüssigkeit schwächen die Leistungs- fähigkeit um ca. 20 Prozent.

Weiterführende Links: