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STERNE ÜBER KOPENHAGEN

Mit einem Rekordteilnehmerfeld von 490 Gastronomen ging der diesjährige GastroBizz in Kopenhagen von 25. bis 27. März über die Bühne. Packende Präsentationen und die aufregende Lokalszene der dänischen Hauptstadt trugen zur großartigen Stimmung entscheidend bei. 

Text und Fotos: Wolfgang Schedelberger

Tagsüber spannende Vorträge hören, am Abend dann die Lokalszene Kopenhagens erforschen: Lust & Leben Chefredakteur Wolfgang Schedelberger (l.) mit Sommelier Damian (r.) in der angesagten Naturwein-Bar Ved Stranden 10. 

Zu einem echten Highlight entwickelt sich immer mehr der „Pre-Convention-Abend“ am Samstag, der seit mehreren Jahren von Red Bull gestaltet wird. Aufgrund des erstklassigen Netzwerkes des Teams des österreichischen Energy Drink Herstellers konnte mit dem Chateau Motel eine außergewöhnliche Location organisiert werden, wo weit mehr als hundert Teilnehmer bis in die frühen Morgenstunden – je nach Alter und Veranlagung – gechillt oder getanzt haben, ohne sich um Eintritt, Gästeliste oder Rechnung kümmern zu müssen. Davor stand bei vielen Feinschmeckern ein Besuch eines tollen Restaurants auf dem Programm. Schließlich ist Kopenhagen ein Mekka für Gourmets, was mehr als 30 Michelin-Sterne eindrucksvoll unterstreichen.

Young Bizz Award fürs Attersee

Der sonnige Sonntag bot sich für Stadtspaziergänge an, bis es dann am Abend mit dem Young Bizz Award offiziell los ging. Die drei Finalisten – Viktorias Home in Kufstein, der Fuchsbau in Wals und das Attersee in Attersee am Attersee – wurden vor knapp 500 Kollegen vorgestellt. Als Siegerin ging Michaela Prem vom Attersee hervor. Nach Grußworten von Matthias Krenn (Vizepräsident der WKO), Markus Achleitner (Landesrat für Wirtschaft, Sport und Tourismus in Oberösterreich) und Fachverbandsobmann Mario Pulker wurde im Foyer des Hotels Scandic Kopenhagen bis weit nach Mitternacht Wiedersehen gefeiert, pardon „genetzwerkt“. Schließlich handelte es bei den meisten Teilnehmern um „Wiederholungstäter“, die schon zahlreiche GastroBizz-Kongresse besucht hatten. 

Piloten ist nichts verboten

Fehler kommen vor. Das ist auch nicht weiter schlimm. Wenn dies allerdings ein erfahrener Pilot von großen Passagiermaschinen freimütig einräumt, kommt man ins Grübeln. Philip Keil erklärte in seinem Eröffnungsreferat „Krisenmanagement fürs Unternehmer-Cockpit“ wieso Fehlermachen auch beim Fliegen dazu gehört. Man braucht halt Systeme, die dafür sorgen, dass nichts Dramatisches passiert, wenn etwas passiert. Ein gut aufgestelltes Team gerät nicht ins Wanken, wenn ein Mitglied einmal einen Fehler macht.  

Klaus Kobjoll – der wohl bekannteste Hotelier Deutschlands – geht im Marketing und bei der Mitarbeiterführung seit Jahrzehnten außergewöhnliche Wege. Moderator Max Mayerhofer führte wie gewohnt heiter und unterhaltsam durchs Programm. 

Der Fehler des Monats

Ums Fehler Machen ging es auch beim Vortrag des deutschen Hotelier-Pioniers Klaus Kobjoll. In seinem Schindlerhof wird der „Fehler des Monats“ vom Chef persönlich sogar prämiert: „Hüten Sie sich vor routinemäßigen, mittelmäßigen Erfolgen. Die sind für die Unternehmensentwicklung Gift. Fehlermachen gehört einfach dazu. Wenn man sie offen anspricht, hat man die Chance aus ihnen zu lernen, um sicher zu stellen, dass man sie nur einmal macht.“ 

Und jetzt alle: Hände hoch!

Reden ist Silber, Körpersprache ist Gold! Fehlt diese, kommen Botschaften nur bruchstückhaft an. Widersprechen Gesten und Mimik dem Gesagten, kann man sich das Reden eigentlich gleich sparen. Mit den passenden Power-Gesten erzielt man die größte Wirkung. Wie das funktioniert zeigte Monika Matschnig mit ein paar Übungen eindrucksvoll.

Begeisterung statt Krisenmodus

Wie es gelingen kann, Begeisterung zu vermitteln, war auch das zentrale Thema von Philipp Madernthaner. Es gilt aus dem Krisenmodus, der medial seit einer gefühlten Ewigkeit vermittelt wird, heraus zu kommen, um mit dem eigenen Unternehmen etwas Relevantes zu schaffen, das Mitarbeiter wie Kunden begeistert. Dafür braucht es Kompetenz und die erarbeitet man sich über viele Jahre in der Wirklichkeit und nicht mit ein paar Klicks im Internet.

Die Lokaltour starte am Nachmittag im Madklubben Vesterbro gleich neben dem Veranstaltungshotel. Danach verteilten sich die knapp 500 österreichischen Gastronomen auf verschiedene Lokale in ganz Kopenhagen. 

Montagabend mit Lokaltour

Danach ging es mit mehreren Bussen zur Stadtrundfahrt, wodurch sich die Teilnehmer gleichmäßig auf die empfohlenen Lokale aufteilten. Es ist jedes Mal sehr unterhaltsam, in einer fremden Stadt bei einer Lokaltour auf bekannte Gesichter zu stoßen. In der Fiskebar war irgendwann jeder zweite Barhocker von einem Gastrobizz-Teilnehmer besetzt. Ein zwischenzeitlicher Schneesturm konnte uns dabei nicht bremsen. Davor schien die Sonne, danach war es finster …

Digitale Gastgeber

Dienstag Früh ging es mit frischem Schwung weiter. Es ist ganz erstaunlich, wie und vor allem wann Moderator Max Mayerhofer seine Energie tankt. Gut gelaunt und mit gewohnt souveräner Wortgewandtheit feuerte Pointe auf Pointe ab, um dann Heiner Raschhofer auf die Bühne zu bitten. Der bekannte Salzburger Gastronom hat gemeinsam mit seinen Geschäftspartner Marco Susnjara die Softwarefirma My-Cockpit entwickelt, mit der praktisch alle Abläufe der Betriebe digital managt. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Das Thema ist zu komplex, um es in ein paar Sätzen zu schildern, deshalb gibt es hier einen Link zu den Unterlagen des Vortrags.

Deutsches „Streikopfer“

Digital ging es auch beim zweiten Dienstag-Vortrag zur Sache – allerdings unfreiwillig. Weil in Deutschland aufgrund eines Generalstreiks praktisch alle Flüge gestrichen waren, konnte Dr. Volker Busch nicht persönlich nach Kopenhagen kommen. Weil Veranstalter Herbert Starl aber nicht auf sein packendes Referat „Kopf frei!“ verzichten wollte, wurde kurzerhand ein Video-Stream eingerichtet. Das hat erstaunlich gut funktioniert, weil Volker Busch ein wirklich unterhaltsamer Redner ist. Allen, die nicht dabei sein konnten, sei sein neues Buch „Kopf frei!“ wärmstens ans Herz gelegt. Das sympathische Motto von Volker Busch: Lieber Snoopy als Charlie Brown!

Lange Finger, kurze Weile 

Zum Abschluss gab es dann Entertainment pur. Christian Lindemann feiert als „König der Taschendiebe“ seit Jahren große Bühnenerfolge und ist dem Cirque de Soleil schon mehrfach um den Globus getourt. Was er macht, hat nicht nur mit Fingerfertigkeit zu tun, es hat auch etwas von Magie, wenn er vor Publikum Teilnehmer von allem, was sie in der Tasche haben und einigem, was sie am Körper tragen, erleichtert. 

Wohin es nächstes Jahr geht, hat uns Herbert Starl zum Schluss auch noch verraten: im März 2024 trifft sich die Gastrobizz-Familie in Athen. Statt Skōl heißt es dann Jámas!

Veranstalter Herbert Starl (l.) mit Elisabeth Draxler (M.), dem guten Geist eines jeden GastroBizz‘ und seinem Sohn Christoph (r.) bei der Besprechung des Programms der Lokaltour.  

Als Gastronom war Heiner Raschhofer (r.) stets Vorreiter, wenn es um Innovationen ging. Jetzt hat er gemeinsam mit Marco Susnjara (l.) die Software-Firma My-Cockpit entwickelt, mit dem praktisch alle Abläufe eines Lokals digital erfasst und gesteuert werden können. 

Klemens Schraml (l.) hat die köstlichen Eisspezialitäten von Froneri mit seinem selbst entwickelten „Combuchont“ geschmacklich noch verfeinert. Das hat auch seinem oberösterreichischem Landsmann Stefan Süß (Empire) hervorragend geschmeckt.

Natürlich gab es auch dänischen Aquavit zu trinken. Jesper Mathiesen (M.) von der Kopenhagen Distillery ließ es sich nehmen, persönlich vorbei zu schauen, um seinen Bay Leaf Gin zu präsentieren, den Robert Stark (r.) demnächst nach Österreich bringen will. Markus Höller (l.) hat, servierte zum Aquavit passende Heringshappen.

Wenn Stefan Lehninger spätabends anfängt, am Ottakringer Stand persönlich Bier zu zapfen, ist die Stimmung garantiert am Höhepunkt.

Der Mund bewegt sich, aber der ganze Körper spricht! Monika Matschnig zeigte auf der Bühne eindrucksvoll, dass sich effektive Kommunikation nicht auf die Sprache beschränkt.