EIN TECHNIKER GIBT VOLLGAS

Le Burger ist trotz des französisch klingenden Namens ein durch und durch österreichisches Unternehmen. Gründer und Eigentümer Dr. Thomas Tauber bleibt zumeist im Hintergrund um kümmert sich am liebsten um die Optimierung der internen Abläufe.

Text: Wolfgang Schedelberger; Fotos: Robin Consult

Vater Thomas (r.) und Sohn Lukas Tauber: Erst eins, dann zwei, dann drei dann vier … Aktuell hält Le Burger bei fünfzehn Outlets in ganz Österreich und einem Lokal in München. Zwei weitere Standorte mit Franchisepartnern folgen heuer noch in Oberösterreich.

Wir haben Dr. Thomas Tauber zum Interview getroffen, um zu erfahren, wie die Zauberformel für den unglaublichen Erfolgsrun von Le Burger lautet.

Gefühlt handelt es sich aktuell bei jeder zweiten Gastronomie-Eröffnung um ein Burgerlokal. Doch viele sperren bald wieder zu. So leicht ist es offensichtlich doch nicht, gewinnbringend Burger zu braten. Was machen Sie anders?

Was andere tun, kann und will ich nicht beurteilen, aber gerne erzähle ich Ihnen, wie wir Gastronomie betreiben. Die drei zentralen Säulen, auf die es ankommt, sind Qualität, Dienstleistung und Ambiente. Wir bekommen sehr viel Lob, für unsere Lokalgestaltung. Ganz bewusst achten wir bei der Stilistik darauf, feminin zu wirken. Entscheidend ist, dass sich die Frauen bei uns wohl fühlen, dann kommen die Männer ganz von allein. Dann betreiben wir einen sehr hohen Aufwand, außergewöhnlich gute Burger zu braten. Auf Dauer setzt sich Qualität einfach durch. Am schwierigsten ist wahrscheinlich der Dienstleistungsaspekt, weil der von vielen Mitarbeitern jeden Tag aufs Neue erbracht werden muss.

Das klingt eigentlich sehr simpel. Wieso sind dann nicht alle Burgerlokale so erfolgreich wie Le Burger?

So einfach ist es dann doch nicht, weil sich das Ganze ja auch rechnen soll. Da unterscheidet sich ein Gastronomiebetrieb im Wesentlichen nicht von Unternehmen in anderen Branchen. Man muss mehr Geld einnehmen, als man ausgibt. Ich sage unseren Mitarbeitern immer wieder, dass sie nicht von mir, sondern von unseren Gästen bezahlt werden. Ich bin eigentlich nur eine Art Umverteiler, der darauf schaut, dass alles rund läuft. Was wir vielleicht mehr als andere machen, ist die laufende Optimierung unserer internen Abläufe. Wenn das funktioniert, kann man skalieren und erfolgreich weitere Standorte betreiben – auch mit Franchisepartnern.

Das klingt jetzt ziemlich technisch und nicht nach der Erfüllung eines Kindheitstraums. Sie stammen nicht aus einer Wirte-Familie?

Nein. Ich bin ein Quereinsteiger. Zuerst habe ich die HTL absolviert, danach Informatik studiert. Die ersten Jahre nach dem Studium habe ich in einem technischen Unternehmen gearbeitet, was mich allerdings nicht wirklich erfüllte. Ein guter Freund von mir hat sich als Cafetier probiert und ist gescheitert. Dann haben wir gemeinsam einen neuen Anlauf genommen und waren erfolgreich. Ich habe mich dabei vor allem um die Zahlen und die Abläufe gekümmert. Selbstständig ein Unternehmen zu führen, war für mich vom ersten Tag an faszinierend, also habe ich weiter gemacht. Ich habe mich dabei aber nie als Wirt gesehen, der sich als jovialer Gastgeber um die Gäste kümmert. Ich wollte immer Unternehmer sein.

Was war nach der Sanierung des Kaffeehauses der nächste Schritt?

Wir haben klein angefangen und uns gedacht, dass wir im Bereich Brötchen ohne hohe Investitionen relativ rasch reüssieren könnten. Das ist uns auch gelungen. Wir haben die Brötchenmanufaktur Tauber gegründet, mit der wir heute 14 Filialen in ganz Wien betreiben. Einige Filialen sind mittlerweile zu richtigen Restaurants mutiert, wo es auch warme Mittagsgerichte gibt. Wir haben das Unternehmen Schritt für Schritt weiter entwickelt und darauf geachtet, alle Abläufe zu optimieren, was uns bei jeder Erweiterung geholfen hat. Da war eine sehr lehrreiche und befriedigende Zeit.

Dann haben Sie sich gedacht „Wer Brötchen kann, kann auch Burger“?

Das kann man so sagen, wobei die Entscheidung, eine eigene Burgermarke zu entwickeln, schon ein bisschen komplexer war. Wir haben mit unseren Filialen der Tauber Brötchenmanufaktur ein Gespür für verschiedene Lagen in Wien bekommen und das gastronomische Marktumfeld kennen gelernt. Burger hatte begonnen, ein absolutes Trendthema zu werden. Gleichzeitig haben uns die wenigsten Burger, die es am Markt gab, wirklich gut geschmeckt. Wir haben uns gedacht: Das können wir besser!

Also haben Sie Ihr erstes Burgerlokal aufgesperrt und geschaut, wie es läuft?

So schnell ging es nicht. Wir wollten ja nicht ein einzelnes Lokal aufsperren, wo es Burger gibt, sondern wollten von Anfang an zu einer Marke mit mehreren Outlets werden. Ich bin einige Male in den USA gewesen und mir verschiedene Konzepte wie In-N-Out, Fatburger oder Five Guys angeschaut, bei denen die Gäste individualisierte Burger bestellen können. Mit Fast Food hat das eigentlich nichts zu tun, weil man – so wie bei allen frisch zubereiteten Gerichten – fünf bis zehn Minuten auf den Burger warten muss. Dann haben wir uns überlegt, mit welchem Einrichtungsgestaltung wir in Österreich erfolgreich sein könnten. Wir wollten hochwertige Burger, aber keine überteuerten Luxusburger machen. Von Anfang an war mir eine Skalierbarkeit unseres Konzepts wichtig. Das hat natürlich auch für den Namen gegolten.

Wie kam es dann zum Namen Le Burger? Haben Sie französische Vorfahren?

Nein. Wir wollten einfach keinen Phantasienamen, der alles und jedes bedeuten kann. Es sollte auf den ersten Blick klar sein, worum es bei uns geht. Wir haben intern in mehreren Runden verschiedene Vorschläge diskutiert. Le Burger hat uns schließlich am besten gefallen.

Vor zehn Jahren war es dann in der Mariahilferstraße mit dem ersten Le Burger so weit. Wie wichtig ist der richtige Standort?

Lage, Lage, Lage! Dieses Mantra der Immobilienbranche trifft bei Konzepten wie dem unseren absolut zu. Die Frequenz muss einfach gegeben sein. Das hat auch für die nächsten zwei Standorte Rotenturmstraße und Donauzentrum gegolten. 

Mit Wiener Neustadt und dem Auhofcenter haben Sie dann relativ rasch zwei weitere Filialen eröffnet. Haben sich da schon Synergien gerechnet?

Natürlich, sowohl im Marketing als auch beim Einkauf. Bei jedem Standort haben wir etwas anderes gelernt, was uns bis heute bei der Weiterentwicklung hilft. Unsere Lieferanten sind mit uns gewachsen. Wir lassen unsere Buns exklusiv bei einem Bäcker in Niederösterreich täglich frisch backen. Auch das Fleisch wird täglich frisch faschiert. Wir haben die Individualisierung bei der Bestellung perfektioniert, indem wir die Bestellterminals der Kellner immer besser programmiert haben.

Danach haben Sie keine eigenen Lokale gemacht, sondern haben sich Franchise-Partner gesucht. Das ist dann doch ein anderes Geschäftsmodell, oder?

Auch unser Lokal im Auhofcenter wird mittlerweile von einem Franchise-Partner betrieben. Damit ändert sich natürlich die Unternehmenskultur ein bisschen. Weil wir aber immer noch vier Lokale in Eigenregie betreiben, verstehen wir Marktentwicklungen genau. Auch wenn es für ein Burgerlokal komisch klingt: wir sind ein sehr innovatives Unternehmen und entwickeln uns laufend weiter. Zunächst gab es bei uns nur Burger. Heute sehen Sie unter unserem Logo den Claim „Steaks – Burger – Bowls“. Vor ein paar Tagen haben wir unser erstes veganes Planted Steak produziert, das ganz hervorragend schmeckt. Wir wollen unseren vorwiegend jungen Gästen jene Gerichte anbieten, die bei ihnen angesagt sind. Wie schon eingangs gesagt, sind die Vorlieben der weiblichen Gäste besonders wichtig. Wir entwickeln permanent neue Gerichte und wenn die Rezeptur steht, kochen wir sie mit Unterstützung von Video-Konferenzen in allen Outlets nach. Unser „Intranet“, wo wir mit unseren Franchise-Partnern alle vertraulichen Daten austauschen, ist für Qualitätskontrolle und Geschäftsentwicklung von entscheidender Bedeutung.

Trotzdem macht es einen Unterschied, ob man ein Lokal auf eigene Rechnung führt oder Franchise-Partner hat …

Natürlich. Mit einem selbständigen Unternehmer, der unter dem eigenen Markennamen agiert, besteht ein per Definition ein Spannungsverhältnis, weil die unternehmerische Freiheit des Franchisenehmers eingeschränkt ist. Gleichzeitig profitiert er von einem funktionierten Konzept und einer starken Marke. Ganz wichtig ist der permanente Austausch und ein Umgang auf Augenhöhe. Wenn ein Franchise-Partner ein weiteres Le Burger eröffnen will, zeigt es, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ohne Franchise-Partner hätten wir keine Lokale in Westösterreich eröffnet. Auch bei der Expansion nach Deutschland ist die Wahl des richtigen Franchise-Partners die größte Herausforderung. Attraktive Standorte gäbe es dort genug. 

Ins Le Burger geht man in erster Linie, um Burger zu essen. Für den Erfolg mindestens genauso wichtig ist das Zusatzgeschäft mit den Getränken. Wieso verzichten Sie da auf bekannte Marken wie Red Bull oder Coca-Cola, die bei anderen Betrieben als unverzichtbar gelten?

Wir verzichten ganz bewusst auf bekannte Marken, weil wir selbst die Marke sein wollen. Statt Coca-Cola gibt es bei uns nicht eine billige Alternative oder „szenige“ Marken wie Fritz Cola. Wir haben unser eigenes Cola entwickelt, das großartig schmeckt und entweder über die Grapos-Schankanlage kommt oder in formschönen Flaschen, die ein bisschen an das Keli aus den 1980er Jahren erinnern, gefüllt wird. Draußen sind wir täglich von hunderten oder gar tausenden Markenbotschaften umgeben. Ein Le Burger ist ein weitgehender markenfreier Erholungsort, wo man es sich gut gehen lassen kann. 

Tagsüber dient ein Burger oft als rasche Stärkung zwischendurch. Im Le Burger gibt es aber auch Steaks sowie Bier und Wein – sprich sie wollen auch Gäste gewinnen, die länger bleiben und bei Ihnen ein komplettes Abendessen genießen. Gerade was das Service betrifft, sind das zwei Zielgruppen, die wenig miteinander zu tun haben, oder?

Das sind nicht zwei verschiedene Zielgruppen, sondern zwei unterschiedliche Konsumationssituationen. Es gibt auch Stammgäste, die sich für die Büropause zu Mittag einen Burger holen kommen und am Samstag abend mit der Freundin ein Steak mit einer Flasche Wein genießen. Wir arbeiten laufend daran, auf allen möglichen Kommunikationskanälen so gut wie nur irgendwie möglich zu agieren. Die verschiedenen Wege reibungslos zusammen zu führen, ist eine jener Herausforderungen, die mich besonders reizen. Man kann online reservieren, das Essen zur Abholung zu einer bestimmten Zeit vorbestellen und auch Delivery ordern. Auf jedem Tisch befindet sich ein QR-Code, über den man ohne separate Registrierung bestellen kann, wenn das Service wider Erwarten einmal ein bisschen länger dauern sollte. 

Sie scheinen von Erfolg zu Erfolg zu laufen. Was für unternehmerische Ziele haben sie für die nächsten Jahre gesteckt?

Das will ich nicht quantifizieren. Wir sind keine Aktiengesellschaft, die laufend Wachstumspläne und Gewinnprognosen präsentieren muss. Wir wollen unseren Weg weiter gehen und sehen in Deutschland großes Potential. Aber wir machen da einen Schritt nach dem anderen. Mein Sohn Lukas kümmert sich um die operative Leitung und hat – so wie ich – viel Freude an der Arbeit. Wohin die Reise langfristig geht, wird auch von ihm abhängen.  

Burger-Mania in Hohenems: Auf der Lustenauer Straße 123 landete im Jänner die erste Burgermanufaktur Vorarlbergs. In dem 400m² großen Restaurant mit Showküche und 150 Sitzplätzen werden die Patties aus täglich frisch vor Ort faschiertem Fleisch geformt und die Buns gebacken. Je nach Gusto können die Gäste ihre Burgerunikate mit regionalen Zutaten – ohne Aufpreis – und hausgemachten Saucen zum Selberzapfen verfeinern.

Im Bild: Thomas Tauber, Daniela Pisoni, Martin Drissner, Philip Nardin, Daniel Chuchlik und Lukas Tauber.

Unten: Das Le Burger Team in Hohenems mit den Franchisenehmern 3. v. rechts Philip Nardin und 2 v. rechts Martin Drissner.

«Wir sind ein sehr innovatives Unternehmen und entwickeln uns laufend weiter.»

Laufend gibt es Innovationen – von der Burger-Prämie für E-Autofahrer über den Krapfenburger im Fasching bis hin zum außergewöhnlichen “No Pants Day”, wo man hosenlos zum vergünstigten Burger kommt. Über das vegane Steak wurde sogar in den TV-Nachrichten berichtet.

«Die Gäste bezahlen das Gehalt der Mitarbeiter. Ich bin nur der Umverteiler»

Bei Le Burger werden die Buns selbst gebacken, das Fleisch vor Ort gewolft und geformt und anschließend mit vorwiegend regionalen Zutaten zu einem individuellen Burger zusammengebracht.

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LE BURGER