FOLGE 4 - DER WEG DER NACHHALTIGKEIT

NACHHALTIGKEIT WTF

Text: Christoph & Jörg Wagner // Foto: Harry Winkelhofer; pexels.com

Ewig alt aber aktueller denn je! Könnt ihr das Wort „Nachhaltigkeit“ auch nicht mehr hören?
(c)Ron Lach 1 Kopie

Rette sich wer kann! Die Erde ist heute mit einem Anteil von 71 Prozent hauptsächlich mit Wasser bedeckt. Nur 29 Prozent der Erdoberfläche bestehen aus Landmasse. Insgesamt hat die Erde eine Oberfläche von 510 Millionen Quadratkilometer, wovon also lediglich 149 Millionen Quadratkilometer mit Land bedeckt sind. Aber was bringt die Zukunft?

Überall lesen wir „nachhaltiger Tourismus“, „nachhaltig errichtetes Hotel“, „nachhaltige Speisekarte“ „klimaneutraler Betrieb“ bis hin zum Höhepunkt „Beton ist Grün“. Wir machen in dieser Folge einen Ausflug in die Vergangenheit und wollen euch in aller Kürze erzählen, woher der Begriff „Nachhaltigkeit“ eigentlich kommt und welche regulatorischen Schritte bis heute gesetzt wurden.

Carl von Carlowitz und die Anfänge

Carl von Carlowitz gilt als Pionier der Nachhaltigkeit. 1713 prägte er in “Sylvicultura Oeconomica” den Begriff „nachhaltige Nutzung“ – damals für die Forstwirtschaft. Als Oberberghauptmann in Kursachsen erkannte er, wie wichtig es ist, Ressourcen langfristig zu bewahren. Seine Ideen legten den Grundstein für unser heutiges Nachhaltigkeitsverständnis.

Vom 19. Jahrhundert bis heute

Im 19. Jahrhundert wurden die negativen Folgen der Industrialisierung offensichtlich: Luftverschmutzung, Wasserverschmutzung und Lebensraumzerstörung. Dies führte zu öffentlichen Diskussionen und zur Gründung von Umweltschutzorganisationen wie WWF (1961) und Greenpeace (1971).

Die Umweltkatastrophen der 1960er und 1970er Jahre, wie das Unglück der Exxon Valdez, machten die Notwendigkeit eines verbesserten Umweltschutzes deutlich. Wissenschaftliche Studien, wie der Bericht “Die Grenzen des Wachstums” des Club of Rome (1972), warnten vor den Folgen ungebremster Ressourcennutzung.

Seit den 1980er Jahren integrieren Unternehmen zunehmend Corporate Social Responsibility (CSR) in ihre Strategien. CSR steht für die Verantwortung von Unternehmen gegenüber Gesellschaft und Umwelt, über gesetzliche Pflichten hinaus.

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen setzt 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, um bis 2030 eine gerechtere, wohlhabendere und ökologisch nachhaltigere Welt zu schaffen. Sie fördert die Zusammenarbeit aller Länder und Akteure.

Die Basis der Freiwilligkeit hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht und wurde durch verpflichtende Maßnahmen des Green Deals ersetzt.

Europäischer Green Deal und Paris-Abkommen

Der Europäische Green Deal zielt darauf ab, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen und wirtschaftliches Wachstum zu fördern. Er basiert auf dem Paris-Abkommen von 2015, das den globalen Temperaturanstieg begrenzen soll.

Werkzeuge des EU Green Deals

Die EU-Taxonomie-Verordnung fördert nachhaltige Investitionen durch klare Kriterien und Standards. Sie zielt darauf ab, “Greenwashing” zu reduzieren und Transparenz zu schaffen. Taxonomie und Sustainable Finance sollen somit in Richtung „grüner“ Wirtschaft lenken.

Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) soll die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen verbessern. Sie fördert Standardisierung, Vergleichbarkeit und die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Finanzberichterstattung. Hier geht es um das „Warum“, das „Wer“ und das „Wann“.

Die ESRS beschreibt konkret, was ein Bericht zu leisten hat. Die ESRS definiert also das „Wie“ und „Was“. Die neue und vor allem für KMUs interessante Form der freiwilligen Form (VSME ESRS) steht kurz vor der Einführung

Die Brundtland-Kommission und internationale Zusammenarbeit

1983 gründeten die Vereinten Nationen die Brundtland-Kommission, um globale Umwelt- und Entwicklungsprobleme anzugehen. Ihr Bericht “Our Common Future” (1987) definierte Nachhaltigkeit als „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden“. Diese Definition betonte die Balance von wirtschaftlichen, sozialen und Umweltzielen.

Umweltfragen wurden als globale Herausforderungen anerkannt, was zu wichtigen Abkommen wie dem Montreal-Protokoll (1987) und dem Kyoto-Protokoll (1997) führte.

Fazit

Die Hoffnung, dass (vor allem große, systemrelevante) Unternehmen auf freiwilliger Basis soziale und umweltrelevante Verbesserungen durchführen hat sich nicht erfüllt. Somit blieb auch die Vorbildwirkung auf andere Unternehmen und auf Kunden, sprich Bevölkerung, aus.

Foto: Ron Lach

Anstelle tritt eine ganze Batterie an neuen Verordnungen und Regeln, welche die Unternehmen verpflichten, transparent und standardisiert über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu berichten. Vor allem Banken werden als Kontrollorgan fungieren, indem sie die Berichte in ihre Finanzierungskriterien mit aufnehmen.

Diese Form der Bürokratie trifft in einer Art Dominoeffekt auf alle zu, die in Abhängigkeit zu diesen Unternehmen oder zu Banken stehen.

In der nächsten Folge räumen wir endlich auf und erklären, warum der Begriff Nachhaltigkeit viel zu oft verwendet wird und das Bullshit Bingo von „Grün“, „Öko“ oder „nachhaltig“ eigentlich nicht zielführend ist.

Foto: Singkham

Die Nachhaltigkeits-Serie: Alle 14 Tage genau hier auf www.lustundleben.at
Brandaktuell die nächste Folge: Bullshit-Bingo Nachhaltigkeit.

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